Zweiklassengesellschaft im Schwarzwald-Stadion
In der zweiten Runde des DFB-Pokals verlor Zweitligist SG Dynamo Dresden beim Bundesligisten Sport-Club Freiburg mit 1:3. Die Breisgauer gewannen zwar sportlich und sind eine Runde weiter, waren aber organisatorisch nicht auf der Höhe und bekleckerten sich auch als Gastgeber nicht gerade mit Ruhm.
In Freiburg war ich noch nicht, also nahm ich die Einladung meines ebenfalls aus Sachsen stammenden Kollegen an, seinen „Dynamos“ im DFB-Pokal die Daumen zu drücken. Mit der Regionalbahn ging es
zunächst von Frankfurt aus nach Südhessen, dann weiter mit dem Auto ins Breisgau.
Da in Baden-Württemberg nach 22 Uhr kein Alkohol an Tankstellen, Kiosken und in Supermärkten verkauft werden darf, bogen wir noch einmal ab und deckten uns vor dem Spiel für die Rückfahrt ein.
Danach ging es weiter in Richtung Stadion.
Hier stellte sich die Parkplatzsituation als Katastrophe heraus. Parkplätze waren nicht ausgeschildert, Ordner verhinderten, dass man nicht in den Seitenstraßen parkte und auf den wenigen
vorhandenen Parkplätzen, machten scheinbar selbsternannte Parkplatzwächter ihr Geschäft.
Vor einem in Stadionnähe befindlichen Tennisclub verlangte ein auf einem Plastikstuhl in der Einfahrt sitzender Typ satte acht Euro. Auf einem weiteren Parkplatz neben einer Kirche standen ein
paar Minderjährige mit orangenen Fahrradwesten bekleidet und wollten nur fünf Euronen. Auf die Frage nach einem Parkticket bekamen wir die Antwort: „Gibt es nicht. Das Geld ist für die
Jugendarbeit.“ Da wir schließlich irgendwo parken mussten, drückten wir die „Spende“ ohne Quittung ab.
Ein älterer Mann – vermutlich der Pfarrer oder Küster – kam dazu und erklärte uns was von „Privatgrundstück“ und dass schon alles „seine Richtigkeit“ habe. „Gott sei es gedankt“ – wir hatten
einen Stellplatz für das Auto und dachten uns unseren Teil.
Vor dem Gästeblock am Schwarzwald-Stadion hatte man aus Absperrgittern ein unübersichtliches Spalier aufgebaut. Nachdem wir uns in dem Irrgarten aus Zäunen kurzzeitig verlaufen hatten, fanden wir
den richtigen Eingang.
Drinnen stellte sich heraus, dass in der einen Hälfte des Blocks nur alkoholfreies Bier verkauft wurde, am Stand in der anderen dagegen richtiger Gestensaft. Die Grenze bildete eine Reihe Ordner,
die im Zwei-Meter-Abstand auf der Treppe standen. „Zweiklassengesellschaft?“ – waren doch auf der anderen Seite ebenfalls Gästefans. Nach einer kurzen Absprache bekamen wir zwei Bier zwischen den
Security-Leuten hindurchgereicht und das Spiel begann.
Dresden spielte mutig nach vorne und ließ in der ersten Halbzeit keinen Klassenunterschied erkennen. Kurz nach der Pause brachte Rico Benatelli (48) die Dynamo-Fans kurzzeitig zum Jubeln, doch
Nils Petersen glich umgehend aus (50.).
Die Stimmung im Dresdner Anhang blieb unterkühlt, da ein Großteil der Ultras nicht ins Stadion gelassen wurde, wie nach und nach durchsickerte. Julian Schuster brachte Freiburg in der 61. Minute
nach vorne, Janik Haberer machte schließlich den Deckel drauf (81.).
Unser Versuch in der zweiten Halbzeit an Bier zu kommen gestaltete sich ein wenig schwieriger: Wir fanden schnell wieder jemanden, der uns zwei der begehrten Becher holte. Doch diesmal hatte ein
Ordner etwas dagegen und wollte die Übergabe verhindern. Das erforderte ein kleines Ablenkungsmanöver und schon war der „Bechertausch“ – auch zum Gelächter seiner dabei zusehenden Kollegen
– vollzogen.
Beim Verlassen des Stadions riegelte die Polizei den Stehplatzbereich ab. Dies verursachte Unmut unter den Dresdnern. Wir hatten Sitplatzkarten, kamen ungehindert raus und mussten nun auf unseren
Fahrer warten. Ein Grund für die Blocksperre war nicht ersichtlich und nach den so zusätzlich provozierten Tumulten, machten die Beamten schließlich doch die Tore frei und zogen sich
zurück.
Nach der ganzen sinnlosen Aufregung machten wir uns auf den Heimweg und gingen zurück zum Parkplatz, der natürlich unbewacht war. Es war ja mittlerweile spät und die Jungs und der vermeintliche
Pfarrer lagen bestimmt schon im Bett. Die Autofahrt endete für uns am Mannheimer Bahnhof, von wo aus es dann mit der Bahn zurück nach Frankfurt ging.
(gie)
DFB Pokal / 2. Hauptrunde: Sport-Club Freiburg – SG Dynamo Dresden
Endstand: 3:1 (0:0)
Tore: 0:1 Rico Benatelli (48), 1:1 Nils Petersen (50.), 2:1 Julian Schuster (61.), 3:1 Janik Haberer (81.)
Zuschauer: 17800
Ort: Schwarzwald-Stadion / Freiburg im Breisgau
Datum: Mittwoch, 25.10.2017