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1. FC Lokomotive Leipzig – BSG Chemie Leipzig 0:0

Torloses Ortsderby am Buß- und Bettag

Das vorverlegte Spiel der Regionalliga Nordost zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und der BSG Chemie Leipzig endete vor 6381 Zuschauern torlos. Abseits des Platzes hatte das Derby aber dennoch den einen oder anderen „kleinen Aufreger“ zu bieten.

Am Connewitzer S-Bahnhof – dem Treffpunkt der Chemiefans – war der Andrang auf die grünen und weißen Regenjacken groß. Ich hatte Glück und erwischte noch eine grüne in meiner Größe – weiße Kleidungsstücke besitze prinzipiell ich nicht.
Kurz darauf machte sich der Tross auf den Weg in Richtung Probstheida, zum Stadion des Ortsrivalen. Nur 1200 Gästekarten gab es für das Derby und bis auf wenige Ausnahmen schlossen sich auch alle dem gemeinsamen Fanmarsch an.
Die ersten Reihen legten ein ordentliches Tempo vor und kurz bevor die Socken qualmten, kamen wir am Gästebereich an. Der Einlass verlief dann trotz dreifacher Absperrung relativ zügig und die Kontrollen blieben auch human. Das hatte ich in der Vorzeit an gleicher Stelle schon ganz anders erlebt – scheinbar hatte man doch etwas dazugelernt.
Da das Spiel als Sicherheitsspiel der Kategorie 1 ausgerufen war und im Stadion kein Bier ausgeschenkt wurde, machte ich um den Verpflegungsstand einen Bogen. Ich war bereits am Vorabend aus Frankfurt in Leipzig angereist und hatte nach einer langen Nacht im „Süden“ sowieso genügend Restalkohol dabei.
Mein erstes Derby hatte ich in den Achtzigern, als kleiner Bub mit meinem Vater erlebt. Damals gingen die Spiele für Chemie meistens in die Hose. In den Neunzigern und Anfang der Zweitausender besserte sich die Bilanz. Aufgrund der aktuellen Tabellensituation und dass die letzten beiden Aufeinandertreffen in Leutzsch – vor einem knappen Jahr im Sachsenpokal und das Hinspiel zum Saisonauftakt – mit 0:1 verloren gingen, war der Ausgang offen. Ein Sieg im „Plache“ wäre aber längst mal wieder fällig! Langsam begann es bei mir zu kribbeln und ich erwartete den Anstoß.
Der Spielbeginn verzögerte sich aber noch einmal um eine Viertelstunde, da die Ordnungskräfte wohl den Mannschaftsbus der BSG mit einem Fanbus verwechselt hatten und die Spieler dadurch verspätet ankamen.
Inzwischen zogen dichte Nebelschwaden durch den Gästebereich ins Stadion, woraufhin im gegenüberliegenden Heimblock ebenfalls Signalfackeln zum besseren Durchblick gezündet wurden. Die Sicht war frei und der Schiedsrichter pfiff die Partie an.
Die Gastgeber hatten gleich die erste Chance und Keeper Julien Latendresse-Levesque, der vor der Saison aus Probstheida nach Leutzsch gewechselt war, konnte sich auszeichnen. Nur Minuten später zischte ein Freistoß von Alexander Bury über den Kasten der Heimelf.
Spielerisch war die Partie nicht auf höchstem Niveau, was in einem solchen Derby auch nicht zu erwarten war. Dagegen dominierten eher die kämpferischen Tugenden und das Spiel verlagerte sich ins Mittelfeld. Gegen Ende der Halbzeit suchten beide Teams noch einmal den Abschluss, blieben aber erfolglos.
Kurz nach Beginn des zweiten Abschnitts war dann erstmal Schluss. Wieder zog dichter Nebel auf und der Referee schickte die Spieler vom Platz. Da der Austausch von Signallichtern überhand zu nehmen drohte und sich einige Probstheidaer aus der Enge in ihrem Block befreien wollten, zog ein Wasserwerfer vor der Gegengeraden auf.
Als sich das Ganze, kurz nachdem die Partie fortgeführt wurde, erneut entzündete, fuhr ein zweiter wassergefüllter Kollos im Stadioninneren auf. Nach ein paar Lautsprecherdurchsagen und einem Kurzeinsatz der Uniformierten im besagten Heimblock auf der Gegengeraden, konnte aber ohne weitere Unterbrechung zu Ende gespielt werden.
Eine innere Stimme sagte mir, dass Spiele nach solchen Ereignissen meist mit einem Remis enden und so kam es dann auch: Die Gastgeber prüften zwar noch einmal Torwart Latendresse-Levesque, der den Ball noch an den Pfosten lenkte und auch im Nachfassen die Oberhand behielt, doch weitere klare Chancen blieben aus. Chemies Manuel Wajer traf das Außennetz und dann war Schluss.
Nach dem Spielverlauf konnten alle mit dem Punkt zufrieden sein, mehr war an diesem Nachmittag einfach nicht drin. Die Mannschaft wurde am Zaun gefeiert und dann ging es den Weg zurück zum Ausgangspunkt am Connewitzer Bahnhof.

 

(gie)

 

 

Regionalliga Nordost: 1. FC Lokomotive Leipzig – BSG Chemie Leipzig

Endstand: 0:0

Tore: keine

Zuschauer: 6381

Ort: Bruno-Plache-Stadion / Leipzig

Datum: Mittwoch, 22.11.2017